In Düsseldorf ‚Alles auf Investor‘ ?

10. Januar 2013

Entwickelt sich Düsseldorf immer mehr zum Luxus-Wohn-Ghetto? Setzt die Stadt zu viel auf Investoren, die wiederum maximal profitorientiert bauen, dabei sozial geförderte und erschwingliche Wohnungen außer Acht lassen?

Marcel Abel und Achim Birken, Düsseldorfer Büro Jones Lang LaSalle

 

Interessant, dass ausgerechnet die Fachleute der Gewerbe-Immobilienbranche das Problem des unausgewogenen Wohnungsbaus in Düsseldorf erkennen. Achim Birken, Leiter Büroinvestment bei Jones Lang LaSalle, einem Unternehmen für die Vermarktung von Büro- und Gewerberäumen, gibt am Rande seiner Präsentation der Jahresbilanz 2012 zu, dass die Entwicklung von Wohngebäuden im Innenstadtbereich vorwiegend im Hochpreissegment erfolge. Auch die Umwidmung ehemaliger Bürogebäude zu Wohnetagen bleibe eher Gutverdienenden vorbehalten.

Was er damit meint, wird vor allem auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Pempelfort sichtbar und deutlich. Ein ehemaliger Regierungspräsident hat hier ebenso Quartier bezogen wie viele kinderlose Paare; double income-no kids! Auf dem angrenzenden Kinderspielplatz sind selten kleine Pänz zu sehen – und wenn, so kommen sie überwiegend aus den umliegenden Straßen mit einfachen Stadthäusern, selten aus den neuen bauklötzchenartigen Hochglanz-Wohnkomplexen. Die dort zusätzlichen geplanten Türme eines Kölner Investors werden sicher auch kein kinderreiches Sozialwohnen möglich machen.

Dabei könnte Düsseldorf enorm viele leer stehende Gewerbeimmobilien zu Wohnraum umwandeln. Es stehen fast eine Million Quadratmeter Büro- und Ladenflächen leer – Tendenz steigend.

Aber verdienen können Besitzer und Vermieter eher durch eine gewerbliche als eine private Wohn-Nutzung. Erstmals sind die Preise für Gewerbeflächen in der Düsseldorfer Innenstadt auf stolze 26,50 Euro pro Quadratmeter angestiegen. Im Bundesvergleich liegt die Landeshauptstadt damit an dritter Stelle hinter Frankfurt und München. Auch in diesem Punkt rechnen Experten wie der Niederlassungsleiter von Jones Lang LaSalle Marcel Abel mit weiter kletternden Mietpreisen.

Immobilienfonds-Mitglieder und Investoren dürfen sich die Hände reiben. Nachvollziehbar, dass ein Baugrundstück wie der Jan-Wellem-Platz, künftig Kö-Bogen, ausschließlich der gewerblichen Nutzung zugeführt worden ist. Undenkbar, dass im neu vermarkteten Dreischeibenhaus künftig neben einem Hausmeister noch irgendein anderer Mieter privat wohnen wird.

Dennoch raten nicht nur Sozialverbände, Mietervereine und Architekturbüros zu einem Umdenken. Die Düsseldorfer City dürfe nicht zu einer „sozialfreien Zone“ werden. Auch die Gewerbeimmobilienmakler hoffen darauf, dass es auch rund um die Kö künftig noch einen gesunden Mix aus bezahlbarem Wohnraum, Büros, Hotels, Geschäften und anderen Dienstleistern geben wird. Denn eine soziale Verödung der Innenstadt aufgrund von ausschließlich finanzkräftigen Konsumenten macht Düsseldorf dauerhaft zu einer abstoßenden lieblosen Insel.